Kategorie | Einfamilienhaus
Auftraggeber | Privat
Ort | Tulln a.d. Donau | NÖ
Planung | 2006-2007
Ausführung | 2008-2009
Städtebauliches und architektonisches Konzept:
Das neu errichtete Einfamilienhaus liegt innerhalb eines bestehenden kleinstädtischen Wohngebietes, das relativ dicht bebaut ist und durch eine gemischte Bauweise charakterisiert wird.
Am vorliegenden Fahnen-Grundstück war durch den Bebauungsplan eine offene Bauweise festgelegt.
Die Intention der Planer war es, durch die Anordnung der Baukörper ein möglichst hohes Maß an Abschirmung gegenüber den Nachbargebäuden zu erreichen und klare Außenbereiche zu definieren. Durch die Verschiebung der beiden lang gestreckten Baukörper des Erdgeschosses gegeneinander entsteht im Nordosten ein hofartiger Vorplatz, im Südwesten des Grundstückes wird der Gartenbereich 2-seitig umschlossen und erhält den Charakter eines Atriums.
Durch diese Anordnung wird trotz Verschwenkung des Grundstückes eine optimale Ausrichtung der Wohnräume nach Südwesten ermöglicht.
Der Baukörper des Obergeschosses legt sich quer über die beiden erdgeschossigen Bauteile und schirmt den Garten zusätzlich nach Norden zur nahe gelegenen Bahn hin ab.
Raumqualitäten:
Die Wohnräume im Erdgeschoss sind winkelförmig um das Atrium angeordnet. Durch die raumhohen, großflächigen Verglasungen werden die Grenzen zwischen Innen und Außen aufgehoben. Die Wohnräume werden somit optisch erweitert, durch die Einbeziehung des Gartens werden sehr hohe Wohnqualitäten erzielt.
Die Schlafräume im Obergeschoss orientieren sich nach Südosten oder Südwesten. Gezielte Öffnungen und Glasoberlichten ermöglichen räumliche Durchgängigkeit in den Bereichen Stiege, Gang und Bad.
Die Auskragung des Obergeschosses bildet einen gedeckten Terrassenbereich im Erdgeschoss aus.
Ein großes Anliegen war es, differenzierte Freibereiche zu definieren:
So wird durch den hofartigen Vorplatz eine abgeschirmte Eingangssituation geschaffen, der zentrale Gartenbereich mit Pool im Südwesten steht in direkter und intensiver Beziehung zu den Wohnräumen. Ein sehr ruhiger und introvertierter Außenraum wird durch den innenliegenden Patio zwischen Arbeitszimmer und Saunabox geschaffen.
Großflächige Verglasungen und lange Glasschlitze ermöglichen vielfältige Wechselwirkungen zwischen Innen und Außen.
Konstruktion und Materialien:
Das Wohnhaus wurde in Mischbauweise errichtet, das Erdgeschoss ist massiv ausgeführt, das teilweise auskragende Obergeschoss wurde in Holz-Riegel-Bauweise aufgesetzt. Die tragende Struktur der Sauna-Box bilden Massivholz-Fertigteile, Vordach und Pergola bestehen aus schlanken Stahlkonstruktionen.
Zur klaren Ablesbarkeit der Baukörper wurden unterschiedliche Verkleidungsmaterialien verwendet:
Der erdgeschossige Bauteil mit Garage und Küche wurde weiß verputzt, die lang gestreckte ‚Schiene’ mit Wohnbereich, Arbeitszimmer und Sauna wurde mit HPL-Platten verkleidet.
Der Baukörper des Obergeschosses weist eine grau Putzfassade auf, in die schräg geneigte Südost-Fassade wurden Photovoltaik-Elemente integriert, die ein bewusstes optisches Zeichen setzen.
Energiekonzept und ökologische Aspekte:
Das Niedrigenergiehaus wird durch eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe beheizt.
An der nach Südosten orientierten und schräg geneigten Fassade des Obergeschosses wurden Photovoltaik-Elemente installiert. Diese können zukünftig noch durch zusätzliche Zellen am Dach erweitert werden, um eine möglichst hohe Energieautarkie zu ermöglichen.
Durch die Orientierung aller Wohn- und Schlafräume nach Südosten bis Südwesten ist ein Maximum an passiver Solarnutzung gegeben.
Die großflächigen Verglasungen im Erdgeschoss werden im Sommer durch die Auskragung des Obergeschosses sowie durch horizontale Lamellen der Pergola beschattet, im Obergeschoss verhindern Raffstores eine Überhitzung im Sommer.
In allen Wohn- und Schlafbereichen wurden hinterlüftete Fassaden ausgeführt, was zu einem angenehmen Raumklima beiträgt.
Aus ökologischen Gründen entschieden sich die Bauherren für einen Bio-Pool, der zwar in den Anschaffungskosten deutlich höher lag, sich dafür aber durch einen sehr sparsamen Wasserverbrauch und den Wegfall von chemischen Mitteln auszeichnet.
Planungs- und Bauprozess:
Von Anfang an einig waren sich Bauherren und Planer über ein klares Bekenntnis zu zeitgemäßer Architektur.
Die daraus resultierenden optischen Vorstellungen wurden gemeinsam gegenüber der regionalen Baubehörde sehr konsequent vertreten und konnten letztendlich auch umgesetzt werden.
Die Planungsphase, für die man sich etwa 1 Jahr Zeit nahm, war gekennzeichnet durch sehr intensive Gespräche, in denen die Wünsche und Anforderungen konkretisiert wurden.
Durch detaillierte Planung und optimale Ausnutzung der Flächen konnten trotz hoher qualitativer Anforderungen die Baukosten insgesamt relativ niedrig gehalten werden. So wurde beispielsweise für das Bad im Obergeschoss eine sehr Flächen sparende Variante entwickelt, die trotzdem zwei getrennte Bereiche für Eltern und Kinder ermöglicht.
Durch die intensive Planungsphase konnte die tatsächliche Bauzeit relativ kurz gehalten werden.
Wichtig war für Bauherren und Planer auch ein gestalterisches Gesamtkonzept, das sich über die Einbeziehung der Außenräume bis zur Innengestaltung samt Entwurf Raum bestimmender Möbel erstreckte.