Kategorie | Einfamilienhaus
Auftraggeber | Privat
Ort | Tulln a.d. Donau | NÖ
Planung | 2010-2011
Ausführung | 2011- 2012
Der Ort
Das Grundstück befindet sich in einer von Einfamilienhäusern dominierten Stadtzone von Tulln, 1.400m südlich vom Zentrum gelegen.
Die vorwiegend offene, 1-2 geschoßige Bebauungsstruktur, welche sich seit den 50-er Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelt hat, wird von zahlreichen unterschiedlichen Bauweisen und Stilen mit verschiedensten Dachformen gekennzeichnet.
Die Anforderungen
Ziel war die Schaffung eines zeitgemäßen Einfamilienhauses mit hoher Lebensqualität im dicht besiedelten Stadtkerngebiet auf begrenzter Grundstücksfläche im Gegensatz zu „Bauen auf der grünen Wiese“.
Infolge entwickelte sich, auch unter Berücksichtigung des eng gesteckten Kostenrahmens, ein intensiver Planungsprozess mit den Bauherrn bezüglich Größe, Funktionalität und Materialität. Die Umsetzung der gewünschten 2 Vollgeschoße und die Optimierung der Nutzflächen zur Kubatur standen im Vordergrund.
Städtebau und Architektur
Trotz der in Tulln vorhandenen rigiden Bebauungsbestimmungen ist bewusst ein moderner Entwurfsansatz gewählt worden, der den optischen, funktionellen und wirtschaftlichen Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts entspricht.
Die im Sichtfeld gegebene Bebauungsstruktur, Farb- und Materialgebung bzw. diverse Gliederungen wurden aufgenommen und neu, zeitgemäß interpretiert.
Bestehende Formensprache neu interpretiert
Durch die Gliederung des Bauwerkes und die Anordnung eines Sockelgeschoßes und eines rückversetzten Obergeschoßes werden die Proportionen und Baumassengrößen der Umgebungsstruktur aufgenommen.
Die Situierung der Baukörper zueinander lässt eine klare straßenseitige Vorzone entstehen, die das Straßenbild der Neubruchgasse fortsetzt.
Durch die farbliche Gestaltung mit hellem Sockelgeschoß und dunkler gestalteter Dachzone wird die farbliche Gliederung der bestehenden Gebäude aufgenommen.
Die Ausbildung des Baukörpers des Dachgeschosses mit einem umlaufenden Dachvorsprunges stellt ein verbindendes Element zum Bestand dar. Die Ausformung des aufgesetzten Baukörpers als Dachschale nimmt die Charakteristik der umgebenden Dachformen auf.
Trotz der zeitgemäßen Ausformulierung fügt sich das Gebäude somit in die Umgebung ein.
Funktionalität - Innenraumgestaltung
Das Erdgeschoß zeichnet sich durch eine zur Straße hin vorgelagerte Neben- und Eingangszone aus. Auf einen Keller wurde verzichtet.
Südlich angeschlossenem ist der „halböffentliche“ Wohn- und Aufenthaltsbereich situiert, welcher sich großzügig zum Garten hin öffnet. Die „privaten“ Aufenthaltsräume sind getrennt südseitig im Obergeschoß situiert. Die Erschließung und Nebenräume sind nordseitig Richtung Straße angeordnet.
Die Ausbildung von Vor- und Rücksprüngen, Anordnung von großzügigen Terrassen und Dachvorsprüngen an der Südfassade verknüpft den Außenraum in enger Weise mit den Aufenthaltsräumen und schafft räumlich großzügige Sichtbeziehungen von Innen und Außen. Somit wird ein hohes Maß an Funktionalität und räumlicher Qualität der Aufenthaltsräume wie auch des Freiraumes erreicht.
Vom Großen ins Kleine
Entwurf und Gestaltung beschränkte sich bei diesem Gebäude nicht nur auf die äußere Erscheinung und die funktionale Zonierung.
Der architektonische Entwurfsansatz wurde durch Formensprache, Farben und Materialien konsequent weitergeführt, ausgehend von Städtebau und Anordnung der Baukörper über die räumliche Ausformulierung bis hin zur Gestaltung der Möbel, also vom Großen ins Kleine. Ziel war die Schaffung eines Gebäudes „aus einem Guss“.
Konstruktion – Nachhaltigkeit - Bauzeit
Aufgrund des bevorstehenden Familienzuwachses war eine kurze Bauzeit erforderlich. Die Umsetzung erfolgte in einem langen, intensiven Planungsprozess mit einer hohen Detailplanungstiefe als Vorgabe für die kurze Ausführungsdauer, verbunden mit hoher Ausführungsqualität bei optimierten Herstellungskosten.
Das Gebäude ist komplett in Holzriegelbauweise errichtet worden, wodurch einerseits eine schnelle, effiziente Bauzeit (ca. 8 Monate) erreicht werden konnte, andererseits ist ein hohes Maß an Energieeffizienz gegeben.
Als Dämmmaterialien sind generell ökologische, nachhaltige Baustoffe wie Zellulose und Weichfaserdämmplatten eingesetzt worden.
Zur Raumkonditionierung wurde eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe in Verbindung mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung eingesetzt und der ökologische Ansatz weitergeführt.
Aufgrund der Einbindung ins Stadtbild und des Kostenrahmens wurde auf den Einsatz von hinterlüfteten Fassaden (Plattenverkleidungen) bewusst verzichtet und Putzfassaden ausgeführt.